Es ist vor allem die einmalig schöne landschaftliche Lage, die Klingers Weinberg in Großjena zu einem herausragenden Ausflugsziel macht. Das Ensemble aus Wohnhaus, Radierhäuschen und Grabstätte ist eingebettet in die malerische Weinbergslandschaft am Zusammenfluss von Saale und Unstrut, in Sichtweite der Domstadt Naumburg. Das Gelände ist frei zugänglich, im Wohnhaus ist eine sehenswerte Ausstellung untergebracht, die Klingers Leben und Werk gewidmet ist. Die Glanzstücke der Ausstellung sind die beiden großen Kachelöfen, die von Klinger selbst entworfen und geformt wurden.
Klinger erwarb 1903 im Großjenaer Blütengrund den unteren Teil des Weinberges mit dem historischen Weinberghaus und pachtete den weiter oben gelegenen Teil des Schenkelberges mit einem Schafstall zunächst lediglich dazu. Er selbst bezog das untere Weinberghaus, das er im Lauf der Jahre zu seinem Radierhäuschen machte, während seine Lebensgefährtin Elsa Asenijeff in den bewohnbar gemachten Schafstall lebte. Die Wohnverhältnisse waren zunächst sehr spartanisch, räumlich beengt, ohne jeden Komfort und standen im krassen Gegensatz zur Welt der Leipziger Salons. Klinger genoss jedoch die Aufenthalte in Großjena und erwarb 1907 den bisher gepachteten Teil des Weinbergs sowie zwei Jahre später ein weiteres angrenzendes Flurstück. Damit gehörte Klinger 1909 der ganze Westteil des Berges. In der Folgezeit ließ er den ehemaligen Schafstall zu einem komfortablen Wohnhaus ausbauen. Um 1910 lernte Klinger dort die um viele Jahre jüngere Gertrud Bock kennen, die ihm zusammen mit ihrer Schwester Ella Modell stand und die Klinger 1919 in Großjena heiratete. Am 4. Juli 1920 verstarb Klinger und fand auf dem Klinger-Weinberg seine letzte Ruhestätte. Die Gestaltung des Grabes unter Verwendung der Klinger-Bronze "Athlet" übernahm der Leipziger Bildhauer und Klinger-Freund Johannes Hartmann. Den Zugang zur Grabstätte säumen zwei Marmor-Hermen, die Max Klinger und seine Frau Gertrud zeigen.
1932, nach dem Tod von Klingers Frau, veräußerte Hartmann die Großjenaer Liegenschaft an die Stadt Naumburg, behielt sich jedoch lebenslanges Wohnrecht vor. Damit übernahm die Stadt erst Anfang der 1950er Jahre das zu diesem Zeitpunkt stark heruntergekommene Anwesen, sah sich aber außerstande, das von vielen gewünschte Klinger-Museum einzurichten. In den folgenden Jahren kam es zu einem langwierigen Hin- und Herschieben von Verantwortungen, bis das Gelände schließlich 1967 dem Bezirk bzw. 1971 dem Ministerium für Kultur zufiel. Die Verwaltung wurde dem Kultur-Fonds übertragen, die Nutzung überließ man dem Verband Bildender Künstler der DDR. Als die Stadt Naumburg die "Klinger-Gedächtnisstätte" Anfang der 1990er Jahre in Form eines Erbpachtvertrages von der damaligen Stiftung Kulturfonds zurück erhielt, hatte sich die Immobilie verändert. 2002 wurde das Klinger-Haus schließlich dem Stadtmuseum Naumburg mit dem Auftrag der musealen Nutzung übergeben. In den Jahren 2004 bis 2006 konnte das Gebäude komplett saniert und das ursprüngliche Erscheinungsbild des Hauses wieder hergestellt werden.
Das Wohnhaus, das Radierhäuschen und das Grabmal bilden heute wieder ein stimmiges Ensemble. Im Wohnhaus finden Besucher nicht nur die beiden erhaltenen Kachelöfen von Klingers Hand, sondern auch eine attraktive Ausstellung, die anhand vieler Ausstellungsstücke, darunter Klingers Radierplatte, sein Werkzeug, Plastiken, Gemälde und zahlreiche Grafiken, an Max Klinger und die wechselvolle Geschichte des Klinger-Hauses erinnert.
Link:>>> Max-Klinger-Museum